Malta.
Hier ein Foto. Und im Folgenden der Text, warum die Hintergründe aufgeklärt werden müssen!
Auch wenn verschiedene Leute so etwas ja ERFAHRUNGSGEMÄß (siehe vorherigen
Artikel auf diesem Blog) immer lieber unter den Tisch fallen lassen wollen!
Und auch, wenn sich sogar jahrelang Menschen passiv verhalten, die ansonsten vorgeben, etwas gegen rechtsdrallige Umtriebe unternehmen zu wollen… Meine Sichtweise ist so:
Für mich ist das, was man hier sieht, ein MÖGLICHES weiteres Indiz für 13 Jahre alte Hypothesen.
Diese haben u.a. zu tun mit einer
zunehmenden Kooperation zwischen WhiteCollar-Organisierter Kriminalität in (“unverdächtigen”) Wirtschaftsbereichen – z.B. Entertainment a la ESC und Musikindustrie – und rechtsextremistischen/ sozialdarwinistischen Strukturen/
Akteur*innengruppen. Zur Hypothese gehört, dass Teile solcher Netzwerke
also ideologisch geprägt sind, oder “einfach nur” aufs Dominieren und
Geldmachen aus sind. Ähnliche Mischungen findet man z.B. auch im Umfeld
von Orbán & Co.
Sowohl Mafiosi als auch Rechtsextreme haben in gewisser Weise vielfach eine neue
Strategie entwickelt :
Vom lauten Morden oder auch Hetzen – zum möglichst geräuschlosen und schwer erkennbaren DOMINIEREN!
Mit klarer und regelrecht “banaler” Unterwanderungsabsicht gegenüber
Demokratien.
Aber von vorne.
Was war da diese Woche passiert …
Blogger Manuel Delia, Malta, berichtete letzten Mittwoch in einem Beitrag, wie er in einer Buchhandlung zufällig auf eine Veröffentlichung mit Titel „Mein Führer Adolf Hitler“ stieß. Zunächst hatte er sich u.a. darüber gewundert, in welcher Rubrik das Buch dort stand.
„I’m the sort of pedant that tells them to put a mistake like that right.“ schreibt Delia.
Für diesen Hang zur „Pedanterie“, wie er es selbstironisch nennt, muss man nun dankbar sein, denn diesem verdanken wir, dass Delia in Folge nun sehr schnell weitere äußerst fragwürdige Vorgänge aufdeckte.
Angetrieben, der Sache auf den Grund zu gehen, schaute er sich das Buch nämlich genauer an, stieß auf den Anspruch im Untertitel, dass hier Hitlers Geschichte und Biografie enthalten seien wie auch auf Huldigungsschlussworte – und stellte insgesamt fest, dass das Buch und der ihm unbekannte Autor offensichtlich darauf abheben, Hitler und die Nazigräuel auf verdrehteste Weise zu verharmlosen – und regelrecht zu glorifizieren.
Delia nennt mehrere Beispiele für die kruden Aussagen in dem Buch.
https://manueldelia.com/2023/04/nazism-even-maltese-nazism-must-still-be-denounced/
Und er erzählt schließlich, wie er dann den Namen des Autors, Ronald Bugeja, googelt.
(und ich finde by the way seit Jahren – die allein über Googeln möglichen Funde -
werden unterschätzt)
Prompt sieht Delia nun entsetzt, dass eben dieser Bugeja sein volksverhetzendes Buch gerade Ende März auf einem Öffentlich-Rechtlichen Fernsehkanal in Malta, TVM, bei einer Büchersendung unbehelligt präsentieren und besprechen durfte.
Ein unglaublicher Vorfall, der allein schon Aufklärung braucht!
Delia beschreibt, wie der Moderator der Sendung, John Demanuele, dem Autor dort eine Bühne gibt, ihn in keiner Weise herausfordert – und das Buch dann am Ende noch verharmlosend kommentiert als eine „alternative“ Art, über Hitler zu sprechen.
Was übrigens sehr an die „alternative facts“-Attitüde erinnert. In keinster Weise wird der massiv volksverhetzende Charakter des Buches zur Sprache gebracht.
Delia macht seinen Protest gegen den Vorfall nun öffentlich, unterstützt von PEN Malta. Unter anderem werden Tweets gepostet. Das sah ich am Donnerstag.
Ich selber bin keine Journalistin – und würde mir gerade aus Respekt vor dem Handwerk
gelernter Journalist*innen nie anmaßen eine zu sein. Was ich mir dennoch seit Jahren
“anmaße”, ist, über Dinge und offene Fragen zu schreiben, die aus meiner Sicht zu
wenig benannt werden. Eigentlich war ich mal vorwiegend Songwriterin – aber vieles passt einfach nicht mehr in die kleine Text-Form von Songs.
Seit dem Mord an Journalistin Daphne Caruana Galizia am 16.10.2017, also genau
heute vor 5,5 Jahren, verfolge ich in Abständen durchaus immer wieder, was in Malta vor sich geht.
Sowohl der korruptive ElectrogasDeal wie auch das pseudo-legale GoldenPassportScheme um Christian Kälin sowie dessen Firma Henley & Partner sind mir ein Begriff.
An vielen Stellen konnte man hier den Eindruck florierender Logistikstrukturen für Organisierte Kriminalität gewinnen.
(empfohlen sei in diesem Kontext der Film “Breaking Social”, der demnächst u.a.
beim Dok.Fest in München zu sehen sein wird)
Die Fakten zeigen: Das sind nicht allein „Malta-Themen“ – das sind internationale Themen! Die uns alle genauso angehen, wie Mobbing und Mord an einer Investigativjournalistin und der massive Angriff mafiös agierender Netzwerke auf die Pressefreiheit und Demokratien in Europa – sichtbar auch in den Morden an Jan Kuciak und seiner Verlobten Martina!
Und auch die neueren Vorfälle hier gehen uns alle an.
Ich googelte den Namen des Autors also ebenfalls.
Was mir bei den Ergebnissen aus Gründen sofort ins Auge fiel, war, dass der Autor neben dem diskutierten Auftritt in TVM auch gleich dreimal zu Gast war auf einem youtube-channel „Eurovisionfest“, einer maltesischen Werbefläche für den ESC seit September 2010 – verantwortet von One Productions Limited – und damit von Owen Bonnici.
Das schien noch nicht diskutiert zu werden. Ich konfrontierte Hr. Bonnici am 15.04.
damit auf Twitter – und erwarte ganz unbescheiden eine ausdrückliche Bekanntgabe,
dass sämtliche Hintergründe und verwickelte Personen aufgeklärt werden.
Owen Bonnici wiederum, heute Minister for the National Heritage, the Arts and Local Government, ist als Minister politisch verantwortlich für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, zu dem TVM gehört. Vor einiger Zeit geriet er in die Kritik, u.a. weil er die Erinnerungsorte an Daphne Caruana Galizia immer wieder räumen ließ.
>> https://theshiftnews.com/2022/04/08/human-rights-violator-handed-public-broadcasting/
Im Artikel von The Shift News heißt es:
“The Shift carried out an analysis in 2018 that revealed the public broadcaster consistently under-reported scandals involving the government, the Labour Party, and even Pilatus Bank. There was no difference between the reporting coverage pattern of ONE and TVM; both under-reported the same embarrassing news items.”
Es ist hier bei The Shift News also die Rede von sehr ähnlichem Agieren bei den Medien von ONE und TVM.
Beständig wurden bei beiden demnach Skandale heruntergespielt, in die die Regierung, die Labour Party oder die in Geldwäsche verstrickte und inzwischen geschlossene Pilatus Bank involviert waren.
(vgl. aktuelle Buchveröffentlichung: “Pilatus: A Laundromat Bank in Europe” -
die Credit Suisse war “nicht alleine” – “Pilatus” heißt übrigens auch ein Berg
in der Schweiz)
Dieses “ähnliche” Agieren von TVM und ONE ist nun also auch in Bezug auf das Platzieren
eines Autors mit Nazipropaganda der Fall, wie wir aktuell sehen.
In den ESC-Channel-Videos ging es noch nicht um das jetzt auf TVM thematisierte Buch.
Aber ein Blick auf das „Outfit“ des Autors konnte auch hier keinen Zweifel an seiner „Philosophie“ (wie er Hitlers Ideologie einmal verharmlosend nennt) lassen.
Er trug ein T-Shirt mit Adler und Aufschrift „Deutschland“ und einen geradezu visuell krachenden Seitenscheitel. Mehr Zaunpfahl geht kaum. Der Schaden besteht allein schon
darin, dass Gleichgesinnte hier das Signal bekommen konnten “schau, unseresgleichen
schafft es unbehelligt in die Mitte der europäischen und öffentlich geförderten Entertainmentszene!”
Ein Phänomen, das ich schon mal gesehen zu haben glaube… Déjà-Vu.
Ein klein wenig subtiler – aber in Deutschland musste das wohl eben auch
“ein klein wenig subtiler” sein.
Was bedeutet das nun? Das bedeutet vor allem Eins: Dieser Mensch wurde vier Mal gefördert und bekam vier Mal eine Bühne. Und bei drei bis vier Mal sind die Möglichkeiten des Zugestehens von Zufall und NichtAbsicht rein logisch gedacht aufgebraucht.
Zumal, wenn es früh derart klare Signale auf eine bestimmte Gesinnung gab wie hier.
Wenn nun in Bezug auf die TV-Sendung TVM aufgrund der Proteste eine Aufklärung angekündigt wird, ist das gut.
ABER: Es ist NICHT AUSREICHEND.
Denn das bisher in Malta nicht öffentlich diskutierte MEHRMALIGE Vorfallen auch auf dem ESC-Channel erfordert eine erweiterte Aufklärung!
Wenn Owen Bonnici aktuell auf Twitter so tut, als sei die veröffentlichte „Entschuldigung“ des Buchsendungsmoderators genug – und als sei sein eigenes Statement genug, dass direkte oder indirekte Nazipropaganda zu verdammen seien – dann greift das eben zu kurz. Auch wenn er damit natürlich recht hat.
Es reicht aber in keinster Weise aus!
Eine erweiterte und detaillierte Ermittlung, wer genau auf beiden Kanälen an den „Gastauftritten“ dieses Autors und an ihrer Ermöglichung auf welche Weise beteiligt war, ist bedingungslos zu fordern!
Und wenn ich mit dieser Forderung alleine bleiben sollte, dann sorry, ist eure Passivität, liebe Leser*innen, nichts anderes als Komplizenschaft!
Beachtenswert ist übrigens auch die Formulierung der „Entschuldigung“ des Buchsendungsmoderators „to those who felt offended“…. Auch Delia kritisiert diese voll zu recht. Letztlich ist das eine Entschuldigungsformulierung, die keine ist, denn sie schiebt die Schuld indirekt immer hinterrücks doch dem zu, der “sich ‘offended’, also angegriffen fühlte”. (das erlebt man auch oft in Diskriminierungsfällen)
Es geht hier aber nicht um „Einzelne, die sich hier angegriffen fühlten“ – wie die Formulierung das suggeriert, als seien da schlicht welche „zu sensibel“ gewesen, und als sei irgendetwas daran „Gefühlssache“. Es geht stattdessen um einen Angriff auf Demokratie, um Verdrehung und Nazi-Propaganda.
Und wer eine Bühne für solches geboten hat, hat sich ohne Wenn und Aber und ohne
direktes oder indirektes Herausreden zu entschuldigen UND hat alles aufzuklären,
was dazu geführt hat. En Detail.
In Bezug auf den Vorfall bei TVM hat die PBS angekündigt, den Fall näher zu untersuchen.
Ich habe gelesen, dass hier ein Charles Dalli einer der Hauptzuständigen ist.
Auch er gehört der Labour Partei an.
Gerade dann MUSS er den TVMVorfall inklusive die 3-fachEinladung auf
ONEProductions AUFKLÄREN!
Ohne jede Diskussion.
Und wenn ich sage – “I’ll keep an eye on this” – dann bin ich darin konsequenter
als Anke Engelke (Brainpool) beim ESC in Aserbaidschan 2012.
Von diesem profitierten by the way vor allem auch deutsche Unternehmen – und Menschenrechtler wie Rasul Jafarov fühlten sich verraten.
Solidaritätsaussagen wie die von Engelke entpuppten sich schlicht als “Heiße Luft”.
Schönen Sonntag!